Logistikinvestmentmarkt legt zum Halbjahr 2022 noch eine Schippe drauf
Transaktionsvolumen von 5,6 Milliarden Euro rangiert knapp über dem Vorjahr
Trotz eines zunehmend schweren Marktumfelds hat der deutsche Investmentmarkt für Logistik- und Industrieimmobilien das erste Halbjahr 2022 mit einem Rekord abgeschlossen. Nach sechs Monaten steht ein Transaktionsvolumen von knapp 5,6 Milliarden Euro zu Buche.
Davon entfallen 3,9 Milliarden Euro auf das erste, knapp 1,7 Milliarden Euro auf das zweite Quartal. Das bisherige Rekordergebnis aus dem Jahr 2017 hatte bei 5,56 Milliarden Euro gelegen. Der neue Höchstwert hat das Vorjahr um 43 Prozent übertroffen, der Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre wurde sogar mehr als verdoppelt.
„Wir gehen davon aus, dass für das Gesamtjahr 2022 ein Transaktionsvolumen von zehn Milliarden Euro und damit das Niveau des Vorjahres erreicht werden kann. Das Gros der Abschlüsse, darunter einige große Einzel- aber auch Portfoliodeals, wird hierbei jedoch erst für das vierte Quartal erwartet “, sagt Diana Schumann, Co-Head of Industrial Investment JLL Germany.
Die zehn volumenstärksten Deals des ersten Halbjahrs 2022 steuerten etwa 45 Prozent der gesamten Investitionssumme bei – drei Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Vier der fünf größten Transaktionen entfallen auf das erste Quartal, bei allen handelt es sich um Portfoliodeals. Darunter sind die Übernahme von Deutsche Industrie Reit durch die niederländische Gesellschaft CTP sowie ein Portfolio mit elf Objekten und 260.000 m², das Prologis von der UBS erworben hat.
Mit insgesamt zehn Abschlüssen im dreistelligen Millionenbereich stieg die Anzahl der Großtransaktionen im Vergleich zum Vorjahr um eine Transaktion. Die Gesamtzahl von 150 Deals im ersten Halbjahr 2022 stellt zudem einen neuen Höchststand an Transaktionen in den ersten sechs Monaten eines Jahres in den vergangenen sechs Jahren dar. Der bisherige Höchstwert mit 145 notiert aus dem Vorjahr.
„Logistikimmobilien stehen nach wie vor fest auf den Einkaufszetteln der Investoren. Mit der Pandemie und spätestens mit Beginn des Ukrainekriegs hat die Bedeutung autarker Lieferketten und ausreichend Lager- und Produktionsstätten in Deutschland drastisch zugenommen. Das spiegelt sich auch in Nachfrage und Preisen wider“, analysiert Dominic Thoma, Co-Head of Industrial Investment JLL Germany.
Ausländische Investoren bauen ihre Bestände deutlich aus
Die überwiegende Mehrheit der Investoren von Logistik- und Industrieimmobilien in Deutschland kam im ersten Halbjahr 2022 mit 59 Prozent aus dem Ausland. Im Gegensatz dazu überwiegen auf der Verkäuferseite Marktteilnehmer aus dem Inland. Auf Verkäuferseite stammen 72 Prozent des Transaktionsvolumens von deutschen Unternehmen.
„Insgesamt wächst so der Saldo des Immobilienbestands der ausländischen Investoren um rund 1,7 Milliarden Euro und unterstreicht, wie international die Assetklasse sowie Lieferketten geprägt sind“, so Schumann.
Bei den Risikoklassen waren Core-plus (57 Prozent) und Core (26 Prozent) besonders gefragt. Value-add mit elf und opportunistische Produkte mit sechs Prozent wurden deutlich weniger gehandelt.
Die unsichere konjunkturelle Lage und die stark gestiegenen Finanzierungskosten wirken sich auf die Spitzenrenditen für Logistik- und Industrieimmobilien aus. Erstmals seit 2009 zeichnet sich aufgrund aktueller Angebote ein Anstieg der Renditen ab. So wird die Spitzenrendite beispielsweise in Berlin und Frankfurt um 15 Basispunkte auf nun 3,1 Prozent bewertet.
„Wir erwarten aber einen steigenden Handlungsdruck nach dem Sommer bis zum Jahresende. Bei einer Stabilisierung der Zinsen auf etwas niedrigerem Niveau sowie einer stärkeren Berücksichtigung der inflationsbedingten Mietpreissteigerungen über mehrere Jahre könnten die Preise auch wieder steigen“, gibt Dominic Thoma einen Ausblick.
Quelle und Bildquelle: Jones Lang LaSalle IP, Inc.