Zustellprobleme bei der Post hausgemacht?
Mehr als 10.000 Zusteller gekündigt
Die Gewerkschaft DPVKOM macht schlechte Arbeitsbedingungen und ausgebrannte Mitarbeiter für die angespannte Situation bei den Post-Zustellungen verantwortlich.
Die aktuellen Probleme bei der Deutschen Post lassen sich laut der Gewerkschaft DPVKOM nicht nur mit dem hohen Krankenstand unter den Mitarbeitern und der angespannten Lage auf dem Arbeitsmarkt begründen, sondern sind „vor allem hausgemacht“. Das betont die Gewerkschaft jetzt und äußert sich zu den aktuellen Lieferverzögerungen beim Bonner Logistiker.
Wie Christina Dahlhaus, Bundesvorsitzende der Fachgewerkschaft DPVKOM, betont, sei der akute Personalmangel bei der Deutschen Post kein neues Phänomen, bereits seit Jahren wird der Konzern darauf hingewiesen, dass bundesweit Tausende Zusteller fehlen.
Befristungen verstärken den Fachkräftemangel
In den vergangenen Monaten sollen laut der Gewerkschaft mehr als 10.000 Zusteller das Unternehmen notgedrungen verlassen haben. Ein Teil davon, weil ihre Stelle nur befristet war, inzwischen soll jeder fünfte bis sechste Angestellte einen befristeten Arbeitsvertrag haben. Aber auch die gegebenen Arbeitsbedingungen hätten wohl viele Zusteller dazu veranlasst, der Deutschen Post den Rücken zu kehren. „Wer seine Beschäftigten so ausquetscht und behandelt, darf sich nicht wundern, wenn viele völlig überlastet sind, krank werden und sich eine neue Arbeit suchen“, so die Bundesvorsitzende Dahlhaus.
Als Hauptgrund für die angespannte Situation nennt die Gewerkschaft das neue flexible Zustellkonzept der Post, welches täglich wechselnde Arbeitsorte für die Zusteller vorsieht. Durch die unbekannten Zustellgebiete schaffen die Fahrer ihre Arbeitsmenge nicht in der vorgegebenen Zeit, die Rückstände müssen dann am darauffolgenden Tag zugestellt werden. Außerdem führt das Modell zu kurzfristigen Arbeitseinsätzen der Beschäftigten, ein planbares Privatleben wird dadurch erheblich erschwert. „Immer mehr Zustellerinnen und Zusteller sind angesichts der derzeitigen Arbeitssituation frustriert und demotiviert. Sie können schlichtweg nicht mehr und fallen krankheitsbedingt aus“, so Christina Dahlhaus weiter.
Sollte die Deutsche Post nicht schnellstmöglich ihre Arbeitsbedingungen für die Zusteller verbessern und zusätzliches Personal unbefristet einstellen, droht den deutschen Verbrauchern nach Meinung der DPVKOM länger anhaltende Einschränkungen beim Brief- und Paketempfang. Und auch für das bevorstehende Weihnachtsgeschäft sieht die DPVKOM schwarz. „In den zurückliegenden Jahren wurde die Zustellung im sogenannten Starkverkehr vor Weihnachten unter größter Anstrengung aller Beteiligten, auch durch den Einsatz von Verwaltungskräften, gewuppt. Ob das in diesem Jahr ebenfalls gelingt, darf angesichts der derzeit schon angespannten Situation und trotz der Ankündigung des Unternehmens, mehr als 10.000 Aushilfskräfte einstellen zu wollen, bezweifelt werden“, zeigt sich die Bundesvorsitzende der Fachgewerkschaft skeptisch.
Geschrieben von Corinna Flemming
Dieser Artikel wurde zuerst auf dem Portal Logistik-Watchblog.de veröffentlicht.