Wie man eine Krise als Chance nutzt
… ein wunderbares Weihnachtsgeschenk!
Interview mit Dr. Hanne Seelman-Holzmann
Viele von Ihnen kennen Dr. Dr. Andreas Tank als einen profilierten China-Experten, der in seinem Marketing-Blog regelmäßig über Trends in China berichtet. Nun hat er ein Buch veröffentlicht, das mir den Atem stocken ließ!
Entstanden ist es während der Coronazeit. Die Einschränkungen überwand er mit einer Reise in die Vergangenheit, einer akribischen Forschungsarbeit. Er erzählt uns die Geschichte des deutschen Flugpioniers und Abenteurers Wulf-Dieter Graf zu Castell. Dazu präsentiert er Fotos von chinesischen Städten und Landschaften aus den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts.
Herr Tank, ich bin von Ihrem jüngsten Werk nur begeistert! Was hat Sie bewogen, sich mit diesem Thema zu beschäftigen? Wie sind Sie auf das Thema gestoßen?
In der Pandemiezeit waren ja nur noch Reisen innerhalb Chinas möglich. Bei einer Reise nach Ningxia, wo ich auch die Gräber der Xia-Dynastie besuchte, stieß ich auf eine Infotafel mit alten Schwarz-Weiß Luftaufnahmen.
Neugierig geworden löste die Rückfrage bei einer Leica Galerie in Nürnberg eine Lawine an Informationen und Hilfe aus. Ich lernte Gabriele Gräfin zu Castell, die mittlerweile 80jährige Tochter des Flugpioniers, kennen. Sie war begeistert von meiner Idee, eine Biografie über ihren Vater schreiben zu wollen.
Persönlich reizte mich das Thema auch, weil Graf Castell – wie ich – mit Mitte 20 nach China kam. Allerdings 70 Jahre früher. Ich stieß auf faszinierende Aufnahmen von Städten, die ich fast alle kenne und deren Veränderung man nun nachvollziehen konnte. Zudem war dieses Thema noch nie bearbeitet worden, was für mich einen zusätzlichen Reiz darstellte.
Was waren für Sie die faszinierendsten Erkenntnisse, Aha-Erlebnisse oder Überraschungseffekte?
In meiner Recherche stieß ich auf viele Zeugnisse, welche die ersten Jahrzehnte der Chinesischen Republik beschrieben. Das waren die Goldenen Zwanziger Jahre, die turbulente Zeit des Bürgerkrieges, die Herrschaft der Warlords in den Provinzen …
Diese historischen Fakten zu kennen und zu verstehen ist ungemein wichtig, um auch das heutige China zu begreifen. Viele politische Programme entstanden damals. Man kann die Bemühungen Chinas nach technologischer Unabhängigkeit erkennen. Man stößt auf Verhaltensregeln in der Gesellschaft. Graf Castell war damals Zeuge eines gigantischen Investments in die Infrastruktur. Von Straßen- über Schienenbau bis zum Leap-Frogging vom Pferd praktisch zum Flugzeug. Mit den ersten chinesischen Linienmaschinen wurden heute einige dieser Programme vollendet.
Mit Hilfe dieser historischen Aufnahmen erkennt man den Wandel des Stadtbildes in China. Castells Aufnahmen sind sensationell, da sie die Vormoderne in China konservieren.
Was war Wulf-Dieter Graf zu Castell für ein Mensch?
Er fasziniert mich natürlich zuerst durch seinen Pioniergeist, seine Offenheit für das Fremde, seine positive Einstellung. Mutig engagierte er sich in dem im Grunde ersten chinesisch-deutschen Joint Venture auf Augenhöhe. Und das in einer Zeit, in der der chinesische Markt noch unsicherer und unberechenbarer war als heute! Er packte an, startete Dinge, die nicht zu 120 Prozent geplant waren. Damit erinnert er an das Vorgehen bei früheren großen Expeditionen. Zusätzlich war er einer der bedeutendsten deutschen Flugpioniere.
Herr Tank, bei uns steht Weihnachten vor der Tür. Wer könnte sich selbst oder anderen Ihr Werk schenken?
Mein Buch ist sicher für alle Chinabegeisterte oder -interessierte eine spannende Lektüre. Aber auch Freunde der Luftfahrt, der historischen Fotografie oder allgemein Biografie-Fans finden hier wertvolle Zeugnisse. Und natürlich ist es auch ein Dokument der chinesischen Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Das Buch hat viele Facetten.
Da stimme ich Ihnen zu! Noch einmal mein Kompliment! Ich wünsche Ihnen viele interessierte LeserInnen!
Quelle: Dr. Hanne Seelmann Consultants