Prävention entscheidend für Bekämpfung von Batteriebränden in der Schifffahrt
- Studie der Allianz Global Corporate & Specialty zeigt die Hauptgefahren auf, wenn Lithium-Ionen-Batterien in Elektrofahrzeugen oder als Frachtgut nicht korrekt gelagert, gehandhabt oder transportiert werden.
- Löschen von Batteriebränden ist schwierig, daher sollte das Hauptaugenmerk auf der Schadensverhütung liegen.
- Präventionsmaßnahmen zielen auf Ausbildung des Personals, geeignete Brandbekämpfungsausrüstung, bessere Früherkennungssysteme und die Entwicklung von Notfallplänen
- AGCS-Analysen zeigen, dass Feuer/Explosion die drittwichtigste Ursache für Schiffsverluste in den letzten zehn Jahren und die teuerste Ursache für Versicherungsschäden in der Schifffahrt in den letzten fünf Jahren war.
Der Transport von hochentzündlichen Lithium-Ionen-Batterien (Li-Ion-Batterien) wirkt sich zunehmend auf die Sicherheit in der Schifffahrt aus, wie eine Reihe von Bränden auf Schiffen zeigt. Da Batteriebrände – erst recht auf hoher See – schwierig zu bekämpfen sind, sind Maßnahmen zum Brandschutz besonders wichtig, unabhängig davon, ob die Batterien eingebaut in Elektrofahrzeuge oder als eigenständige Fracht transportiert werden. Zu dieser Empfehlung kommt ein neues Risk Bulletin des Schifffahrtversicherers Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS).
„Die Verluste in der Schifffahrt haben sich in den letzten zehn Jahren zwar mehr als halbiert, aber Brände an Bord von Schiffen gehören nach wie vor zu den größten Sicherheitsproblemen in der Branche. Die potenziellen Gefahren, die der Transport von Lithium-Ionen-Batterien mit sich bringt, wenn sie nicht ordnungsgemäß gelagert oder gehandhabt werden, geben Anlass zur Sorge, und wir haben bereits eine Reihe von Brandvorfällen gesehen“, erklärt Kapitän Rahul Khanna, Global Head of Marine Risk Consulting bei AGCS. „Unternehmen sollten daher umfassende Maßnahmen zur Brandvermeidung einsetzen. Die wachsende Beliebtheit von E-Autos bedeutet, dass in Zukunft viel mehr Fahrzeuge mit Lithium-Ionen-Batterien auf dem Seeweg transportiert werden.“
Die Studie „Lithium-Ionen-Batterien: Brandrisiken und Schadenverhütungsmaßnahmen in der Schifffahrt“ hebt vier Hauptgefahren hervor: Feuer (Li-Ionen-Akkus enthalten Elektrolyt, eine entzündliche Flüssigkeit); Explosion (durch die Freisetzung entzündlicher Dämpfe/Gase in einem geschlossenen Raum); thermisches Durchgehen (ein schnelles selbsterhitzendes Feuer, das eine Explosion verursachen kann); und die giftigen Gase, die bei den genannten Gefahren freigesetzt werden. Die häufigsten Ursachen für diese Schadenszenarien sind mangelhafte Herstellung von Batteriezellen/Geräten, Überladung der Batteriezellen, Überhitzung infolge eines Kurzschlusses oder eine Beschädigung der Batteriezellen oder Geräte/Fahrzeuge, die unter anderem durch unsachgemäße Verpackung und Handhabung oder durch Verrutschen der Ladung bei rauer See entstehen können, wenn sie nicht angemessen gesichert sind.
„Batterien sind nicht nur eine potenzielle Brandursache, wenn sie beschädigt, überladen oder hohen Temperaturen ausgesetzt sind, sondern sie können auch andere bestehende Brandursachen auf See verschlimmern. Zudem sind Batteriebrände schwer zu löschen, da sie sich nach Tagen oder sogar Wochen erneut entzünden können“, erklärt AGCS Risk Consultant und Kapitän Anastasios Leonburg. „Haben sich Batterien auf Schiffen entflammt, besteht die Gefahr eines thermischen Durchgehens, es sei denn, die Besatzung greift sofort ein und löscht mit großen Mengen Wasser über einen längeren Zeitraum. Dies kann sich jedoch als äußerst schwierig erweisen, weil das Feuer auf großen Schiffen zu spät bemerkt wird, zu wenig Besatzungsmitglieder an Bord sind oder die Ausrüstung zur Brandbekämpfung unzureichend ist.“
Prävention auf Autotransportern und in Containern
Um das Brandrisiko zu mindern, das von Li-Ionen-Batterien auf Autotransportern und in Frachtcontainern ausgehen kann, empfehlen die AGCS-Experten Maßnahmen vor allem in den Bereichen Lagerung und Transport.
Wichtig sei sicherzustellen, dass das Personal in den korrekten Verpackungs- und Handhabungsverfahren geschult ist und dass Seeleute eine Schulung zur Brandbekämpfung von Li-Ion-Batterien absolviert haben. Weitere Maßnahmen sind die Überprüfung des Ladezustands der Batterie auf den optimalen Wert für den Transport; die Sicherstellung, dass E-Fahrzeuge mit geringer Bodenfreiheit gekennzeichnet sind, um Problemen beim Laden/Entladen vorzubeugen; und die Überprüfung, dass alle E-Fahrzeuge ordnungsgemäß gesichert sind, um ein Verrutschen während des Transports zu verhindern. An Bord ist alles, was zur frühzeitigen Branderkennung beitragen kann, von entscheidender Bedeutung. Dazu gehören Wach- und Feuerpatrouillen sowie der Einsatz von Wärmescannern, Gasdetektoren, Wärme- und Rauchdetektoren und CCTV-Kameras.
Das AGCS Risk Bulletin listet auch Maßnahmen zur sicheren Lagerung von Li-Ion-Batterien in Lagern. Dabei wird darauf hingewiesen, dass sich großformatige Batterien, wie sie in E-Fahrzeugen verwendet werden, bei einem Lagerbrand schneller entzünden als kleinere Batterien in Smartphones und Laptops. Zu den Empfehlungen gehören u. a. die Schulung des Personals in angemessenen Verpackungs- und Handhabungsverfahren, die Erstellung eines Notfallplans für den Umgang mit beschädigten/überhitzten Batterien und eines Gefahrenkontrollplans für den Umgang mit verpackten Li-Ion-Batterien, die Verhinderung einer hohen Umgebungstemperatur, die Trennung von anderen brennbaren Materialien sowie die sofortige Entfernung beschädigter oder defekter Akkus.
„Wenn die Seeschifffahrtsbranche ihre Unfallbilanz beim Transport von Lithium-Ionen-Batterien verbessern will, müssen alle Beteiligten die Risiken besser verstehen“, betont Leonburg. „Spezielle Vorschriften und Leitlinien sind vorhanden, aber sie können nur dann wirksam sein, wenn sie kommuniziert und durchgesetzt werden. Nur durch eine gemeinsame Anstrengung entlang der gesamten Lieferkette lassen sich Feuer und Explosionen von Lithium-Ionen-Akkus auf Schiffen verhindern.“
Die Studie enthält auch Beispiele und Statistiken zum Transport von Li-Ion-Akkus und Brandvorfällen:
- Zu den jüngsten Vorfällen, bei denen ein Batteriebrand als mögliche Ursache oder als mitwirkender Faktor genannt wurde, gehören das Feuer und der anschließende Untergang des Ro-Ro-Frachters Felicity Ace im März 2022. Im selben Monat gab die US-Küstenwache nach zwei separaten Containerbränden eine Sicherheitswarnung über das von Li-Ion-Batterien ausgehende Risiko heraus. Im Juni 2020 wurde ein Brand auf dem Autotransporter Höegh Xiamen in Florida darauf zurückgeführt, dass die Fahrzeugbatterien nicht ordnungsgemäß abgeklemmt und gesichert wurden. Im Januar 2020 wurde ein Brand auf dem Containerschiff Cosco Pacific auf die Verbrennung einer nicht ordnungsgemäß deklarierten Li-Ion-Batterieladung zurückgeführt.
- Die AGCS-Analyse von mehr als 240.000 Schadensfällen in der Seeversicherung in den letzten fünf Jahren (mit einem Wert von 9,2 Milliarden Euro) zeigt, dass Feuer/Explosion die teuerste Schadensursache ist und 18 % des Wertes aller Schäden ausmacht[2] .
- Die Zahl der Brände an Bord großer Schiffe hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Über alle Schiffstypen hinweg war Feuer/Explosion die zweithäufigste Ursache von insgesamt 54 gemeldeten Totalverluste im Jahr 2021 (8 Brandfälle gegenüber 12 gesunkenen Schiffen).
- Ro-Ro-Schiffe und Autotransporter können stärker durch Feuer und Stabilitätsprobleme gefährdet sein als andere Schiffe. Um die Beförderung von Kraftfahrzeugen zu erleichtern, sind die Innenräume nicht wie bei anderen Frachtschiffen in getrennte Bereiche unterteilt. Das Fehlen von Innenschotten kann sich nachteilig auf die Brandsicherheit auswirken – ein kleines Feuer an einem Fahrzeug oder einer Batterie kann sehr schnell außer Kontrolle geraten. Die Fahrzeuge sind nach dem Beladen nicht leicht zugänglich. Zudem kann das große Sauerstoffvolumen in den offenen Frachtdecks entstandene Brände weiter anfachen.
Quelle: Allianz Global Corporate & Specialty SE