Studie: Logistik-Führungskräfte erwarten Rezession
Laut dem „Agility Emerging Markets Logistics Index 2023“ stellen sich fast dreiviertel der befragten Führungskräfte auf eine Rezession ein. Die meisten setzen trotzdem auf Netto-Null-Emissionen und neue Märkte.
Fast 70 Prozent der globalen Logistik-Führungskräfte erklären laut Agility, einem Anbieter von Dienstleistungen, Infrastruktur und Innovation für die Lieferkette, dass sie sich auf eine Rezession vorbereiten. Gründe seien höhere Kosten, eine nachlassende Nachfrage und eine anhaltende Störung der Lieferkette, die sich aus dem Kampf Chinas um die Eindämmung von COVID, dem Krieg in der Ukraine und den Auswirkungen des Klimawandels ergäben.
Neunzig Prozent der 750 Branchenexperten, die für den Agility Emerging Markets Logistics Index 2023 befragt wurden, gaben außerdem an, dass ihre Kosten für Versand, Lagerung und sonstige Logistik weit über dem Niveau von vor der Pandemie von Anfang 2020 liegen. Erstellt wird der Index seit seiner Einführung 2009 von Transport Intelligence (Ti), einem Analyse- und Forschungsunternehmen für die Logistikbranche. Tarek Sultan, der Vizevorsitzende von Agility:
„Spediteure und Versender spüren die Auswirkungen höherer Energiepreise, knapper Arbeitsmärkte und einer breiteren Inflation, obwohl die Frachtraten gesunken sind und die Frachtrückstände in den Häfen abgebaut wurden. Drei Jahre nach Beginn der Pandemie sind die Lieferketten immer noch sehr unbeständig. Und jetzt kommt neue Unsicherheit auf, da Verbraucher und Unternehmen ihre Ausgaben und Einstellungen zurückfahren.“
Die Top 10
Als die beiden größten Länder der Welt liegen China und Indien weiterhin auf Platz 1 und 2 in der Gesamtwertung. Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Malaysia, Indonesien, Saudi-Arabien, Katar, Thailand, Mexiko und Vietnam finden sich alle innerhalb der Top 10. Die Türkei, die letztes Jahr Platz 10 belegte, fiel auf den 11. Platz zurück. Und Südafrika mit Platz 24 wie Kenia mit Platz 25 sind die höchstplatzierten Länder südlich der Sahara.
Die arabischen Golfstaaten wie VAE, Katar, Saudi- Arabien und Oman boten laut dem Index erneut die besten Geschäftsbedingungen für Unternehmen. Malaysia mit dem viertbesten Umfeld für Unternehmen ist hierbei das einzige Nicht-Golf-Land unter den Top 5.
Insgesamt sind China und Indien die Spitzenreiter der nationalen und internationalen Logistik. Indien stieg in der digitalen Bereitschaft auf Platz 1, gefolgt von den VAE, China, Malaysia und Katar.
Konflikte, Sanktionen, COVID-19
Weiter unten war die Volatilität bei den Platzierungen größer als in den Jahren zuvor. Denn Konflikte, Sanktionen, politischer Tumult, wirtschaftliche Fehlentwicklungen und der anhaltende COVID-19-Fallout beeinträchtigten die Wettbewerbsfähigkeit der Ukraine, des Iran, Russlands, Kolumbiens, Paraguays und anderer Länder. Zu den Ländern, die in bestimmten Kategorien einen Sprung gemacht haben, gehören Bangladesch, Pakistan, Jordanien, Sri Lanka und Ghana.
Die Umfrage und der Index geben zum vierzehnten Mal in Folge jährlich eine Momentaufnahme der Branchenstimmung und bieten eine Rangliste der 50 weltweit führenden Schwellenmärkte. Der Index bewertet Länder in Bezug auf die allgemeine Wettbewerbsfähigkeit auf der Grundlage ihrer Logistikstärken, ihres Geschäftsklimas und ihrer digitalen Bereitschaft – Faktoren, die sie für Logistikanbieter, Spediteure, Luft- und Seetransportunternehmen, Distributoren und Investoren attraktiv machen.
Höhepunkte des Index 2023
- Netto-Null-Engagement: 53 Prozent der Logistik-Führungskräfte geben an, dass sich ihre Unternehmen zu Netto-Null-Emissionen verpflichtet haben. Weitere 6,1 Prozent sagen, dass ihre Unternehmen Netto-Null erreicht haben.
- Klimawandel: Die Hälfte sagt, dass der Klimawandel ein Anliegen ihrer Unternehmen ist, für das sie planen müssen. Weitere 18 Prozent sagen, dass er sie bereits betrifft.
- Neue Märkte: 55 Prozent geben an, dass sie in den neuen Märkten die Expansion und das Investieren aggressiver gestalten oder ihre bestehenden Pläne trotz der Angst vor einer Rezession nicht ändern werden.
- Digitale Weiterleitung: Die Befragten sagen, dass der größte Vorteil die verbesserte Nachverfolgung und Sichtbarkeit sei; der größte Nachteil sei das Fehler-/Ausnahmemanagement.
- Ukraine: 97 Prozent geben an, dass ihre Unternehmen infolge des Russland-Ukraine-Konflikts durch höhere Kosten oder andere Herausforderungen in der Lieferkette beeinträchtigt wurden.
- China: Unternehmen, die ihre Abhängigkeit von chinesischen Zulieferungen verringern wollen, und Unternehmen, die in China expandieren wollen, teilen sich in zwei gleich große Lager. Nur 11 Prozent der Befragten geben jedoch an, dass die Fertigungsstrategien ihres Unternehmens so wie vor COVID sind.
- Wirtschaft von Golfstaaten: Innovation, Technologie und gute Bedingungen für kleine Unternehmen werden als die wichtigsten Faktoren angesehen, um die Abhängigkeit der Golfstaaten von Öl und Gas zu verringern.
- Afrika: Logistik-Führungskräfte sehen große Vorteile für Afrika durch das afrikanische Freihandelsabkommen (AfCTA), trotz der langsamen Umsetzung.
Quelle: Agility Holdings Inc.